Donnerstag, 24. Juli 2014
Donnerstag, 24.07.2014: Bentheim (Ruhetag)
Bad Bentheim bietet mir die Gelegenheit für einen Ruhetag. Schon der Blick aus dem Frühstücksraum (JuHe-Frühstücksbuffet) zeigt, warum Bentheim als besonders sehenswerter Ort im Atlas markiert ist.

Dann fällt der Blick auf die Burg Bentheim. Sie ist aus dem hiesigen Sandstein auf den hiesigen Sandstein gebaut.

Bei der Besichtigung der Burg werfen die Burgmauer und ich unsere Schatten.

Nach der Besichtigung des Hauptgebäudes, das eine gute historisierende Konstruktion des 19. Jahrhunderts ist, entdecke ich in dem Städtchen das Restaurant "Keilings", das die hiesige Spezialität, das "Bentheimer Landschwein" im Angebot hat. Extrem lecker zubereitet hat das Lokal in diesem Jahr einen Michelin-Stern bekommen. Satt und zufrieden nach einem kleinen dreigängigen Menü "Specktakel", bei dem selbst das Eisparfait den Speckgeschmack hat, genieße ich den Rest des Tages in Ruhe...

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Mittwoch, 23. Juli 2014
Mittwoch, 23.07.2014: Groenlo (NL) - Bad Bentheim
Start bei km 321


Das Hotel Pot ist mit einem Caf´e und einem Billardraum verbunden. Nach einer ungestörten Nacht gibt es morgens wie verabredet um 8 Uhr Frühstück, diesmal wieder am Platz serviert - reichlich Aufschnitt, etwas Käse, etwas Marmelade. Ordentlicher Kaffee, Pindarkaas und extrem weiches Brot sowie genauso weiche Brötchen...

Gegen neun Uhr komme ich los. Bis zur Grenze sind es vielleicht etwa 10 km. Und sobald ich aus dem Städtchen raus bin, geht es wieder über Wirtschaftswege und Fietspads durch traumhaft schöne Landschaft. "Die Sonne scheint." (Diesen Satz bitte wieder hinter jedem Absatz sich dazudenken.)

Was man hier links sieht ist ein Blick auf das Garmin, wenn der Track auf einmal wieder vor dem Hintergrund der Karte erscheint. Links im Navi-Fenster ist noch Holland - tabula rasa, rechts im Fenster beginnt Deutschland. Ab der Grenze läuft der Track übrigens über die D3-deutschlandroute, herrlich geführt und ordentlich beschildert.

Direkt hinter der Grenze kommt eigentlich das Zwillbrocker Venn, ein Vogel- und Naturschutzgebiet, eines meiner Zwischenziele, das ich als kleiner Junge mit meinem Vater besuchte, als er in Vreden Referendar war (ca. 1961).

Vorher kommt aber noch eine Barockkirche. Einer der 150-prozentigen katholischen Fürsten hat sie nach dem 30-jährigen Krieg (der in Holland übrigens als 80-jähriger Krieg in Erinnerung ist) als Demo-Objekt bauen lassen. Die Kirche hat wohl eine sehr schöne Innenausstattung, um den Protestanten/Calvinisten auf der anderen Seite der Grenze mal so richtig zu zeigen, wie eine schöne Kirche aussehen kann. Dummerweise ist die Kirche geschlossen. Es bleibt nur der Eindruck aus dem Schaukasten vor der Kirche.


Dann geht es aber wirklich auf ins Zwillbrocker Venn. Allerdings: Nach dem mehr oder weniger kompletten Torfabbau ist das Zwillbrocker Venn eigentlich kein richtiges Venn (Moor) mehr. Vielmehr ist es ein kleiner flacher See.
Dabei sind die Landschaftsschützer dabei, wieder ein Venn herzustellen, schaffen dafür den fruchtbaren Boden weg und mähen anderswo Moorwiesen. Die Maht wird dann auf den kahlgeräumten mageren Böden verteilt. Und schon keimt der Magerrasen, auf dass es bald wieder Moor werde, eine entsprechende Wasserführung vorausgesetzt.

Das erste, was man am See dann hört und sieht, sind hunderte von Lachmöven. Der Kot der Lachmöven macht das Wasser so nährstoffreich und schafft so gute Bedingungen für Kleinstwassertiere, dass seit ca. 30 Jahren hier auch Flamingos satt werden und sich heimisch niedergelassen haben.

Weiter geht es durch die jetzt nicht mehr niederländische, sondern westfälische Parklandschaft. Bis nach Vreden begegnen mir (viel) mehr Radfahrer als Autos.


In Vreden mache ich Pause und Pläne. Nach einem kurzen E-mailwechsel steht fest, dass ich erst am Wochenende in Münster sein will. Also brauche ich ein neues Zwischenziel. Die wunderschöne Routenführung des D3-Routenwegs werde ich vermissen.

Aber der ADFC liefert mir eine schöne Route nach Bad Bentheim. Wieder fast ausschließlich über kleine und kleinste Wege komme ich dennoch an Ahaus vorbei und durch Epe/Gronau durch, wo ich mir wieder die eine oder anderePause von der recht hitzigen Tour gönne. (Wie gesagt, es knallt die ganze Zeit die Sonne).

Unterwegs wächst und gedeiht Landwirtschaft, Energiewirtschaft und auch Gewerbe in einem angenehmen Nebeneinander.



Die Jugendherberge in Bad Bentheim liegt auf dem einzigen Hügel weit und breit und ist dementsprechend über steile Kopfsteinpflasterstraßen zu erreichen. Am Ende eines Tages mit gefühlten 35° in der Sonne knallt das so richtig rein.

Die JuHe hat aber Bett und Dusche für mich. und was will man mehr. Jetzt bleibt nur noch der Gang in den Ort für ein letztes Bier. Bad bentheim ist ein Kurort, man bezahlt Kurtaxe und daher ist es jetzt um 23 Uhr wohl eher Zeit für ein Bett als für ein Bier

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Mittwoch, 23. Juli 2014
Dienstag, 22.07.3024: Kehrum - Groenlo (NL)
Start bei km 229

Nach einer ruhigen, nur von ein paar Mücken unterbrochenen Nacht gibt es ein sehr ordentliches Frühstücksbuffet. Und es gibt wieder Sonne. Ich spare mir jetzt die weitere Wetterbeschreibung. Wer mag, kann sich nach jedem Absatz ja den Satz "Die Sonne scheint immer noch" dazu denken.

Es geht auf nach Kalkar - Kernwasser Wunderland: das ist das Gelände des ehemaligen Schnellen Brüters, jetzt ein Freizeitpark und Kongress-/Tagungszentrum. Ein richtig großes Gelände mit vielen gr0ßen Gebäuden und einem auf vielleicht ein Drittel seiner Höhe gekappten Kühlturm, über dem gelegentlich ein Kettenkarussel kreiselt.

Der grüne Rasen vor dem Freizeitpark ist grüner Kunstrasen. Und auch der Rest sieht sehr künstlich aus. Der niederländische Investor hat rund 2,5 Mio. Euro bezahlt, das Land musste keine Bauunterhaltungskosten mehr zahlen und hatte darüber hinaus rund 3,5 Mrd. Euro (Milliarden!) an Investitionskosten in den Sand gesetzt. Immerhin gibt die Anlage sicherlich einer ganzen Reihe von Leuten Arbeit und Brot.
Einheimischer Empfehlung folgend, doch lieber die eigentliche Stadt Kalkar zu besuchen, komme ich in eine wirklich ansehnliche Kleinstadt. Auf dem zentralen Platz versammeln sich gerade die ersten Aussteller für die Kirmes am kommenden Wochenende. Wirklich sehenswert hingegen ist die zentrale Kirche: Sie birgt eine Reihe von wunderschönen Altären so aus ca. 1450 bis 1550. Danach fehlte der Stadt jegliches Geld, weder für die Kirchenausstattung noch für sonst was. Erst die Milliarden für den Schnellen Brüter brachten wieder Leben...

Weiter gehts nach Kleve. Außer einer Mittagspause, einigen Schwänen und Schwanskulpturen habe ich aber von Kleve nur eine typische 80er-Jahre Fußgängerzone gesehen.

Eindrucksvoller ist dann schon die Rheinbrücke nach Emmerich.



Emmerich selbst ist dann wieder ein typisches Durchschnittsstädtchen, nach verheerenen Bombenangriffen ohne viel Sinn für Ästhetik wieder aufgebaut. Immerhin gibt es in der Fußgängerzone ein C&A. Sie haben das, was ich brauche: neue Shorts. Die alten hat es nach 2 Sonnentagen und einem Tag Dauerregen zerfetzt.

Bis Emmerich bin ich dem Rheinradweg gefolgt. Ab hier beginnt der Track, den ich mir zuhause zusammengestrickt habe, um bis nach Vreden und weiter dann nach Münster zu kommen.

Exkurs "Was ist ein Track"
Die meisten Navis lotsen einen von Kreuzungspunkt zu Kreuzungspunkt bis zum Ziel. So etwas nennt Garmin dann eine "Route". Alternativ kann man aber auch statt einer Route einem Track folgen. Das ist einfach eine Spur. Das Navi zeigt den eigenen Standort und die Spur. Idealerweise liegt der Punkt für den eigenen Standort auf der Spur. Zeichnet das Navi den eigenen Standort neben den Track, ist man falsch gefahren.
Exkurs-Ende.

Der Track führt mich also mit dem Zwischenziel "Zwillbrocker Venn" bis nach Münster, wenn ich nur der Spur folge. Interessant wird es ziemlich direkt hinter Emmerich. Da läuft die Spur durch Holland, genauer durch Gelderland. Und die Bearbeiter von OpenStreetMap (bzw. OpenCycleMap) haben bei dem Thema "Deutschlandkarte" gut aufgepasst; 200 m hinter der Grenze hört die elektronische Karte auf. Immerhin ist mein Backup - der ADAC-Reiseatlas da etwas großzügiger und gibt mir die nötigsten Infos. Bloß muss ich dafür anhalten, den Reiseatlas rauskramen, gucken, den Reiseatlas wegpacken und weiterfahren. Läääästig.


Dafür bauen die Holländer traumhaft schöne Radwege. (Wie das in Deutschland auf dem Weg nach Klefe aussah, könnte man hier sehen....) Es geht über Doetinchen und Zelhem immer durch die Felder, Wiesen und Auen. In Marienvelde habe ich keine Lust mehr, weil schon gut 80 km auf dem Tageskilometerzähler. Zeit also für eine Unterkunft. Das gute Bett-and-Bike-Buch schweigt dummerweise abeer sich über Gelderland aus. So muss ich mich durchfragen. In Marienvelde ist DAS Ferienappartment leider gerade durch den Sohn des Besitzers belegt. Aber der besitzer empfiehlt mir das "witte Paard" nur 4 km weiter direkt an der Kirche, ein "kleines Hotel, nicht teuer". Tatsächlich: 4 km weiter kommt ein Ort (Zieuvent), es gibt eine Kirche, und daneben ist das Hotel. Und das Hotel ist geschlossen. Also weiter in den nächsten größeren Ort auf dem Track. Das ist Groenlo.

In Groenlo empfiehlt ein Einheimischer mir das Hotel "Pot" ("klein und billig, aber ganz in Ordnung"). Ohne Karte muss ich etwas herumfragen, bis ich den Pot gefunden habe. Ein Holländer auf dem Fahrrad lotst mich bis vor die Tür. Es geht so langsam auf 8 Uhr abends zu. Und diesmal hat das Hotel geöffnet, es hat Platz, es ist klein, und ob 52,50 € für eine Übernachtung mit Frühstück billig ist, kommt wohl auf die Perspektive an. Die Nacht vorher war bei einer verlgeichsweisen Luxusklasse mit 67 € natürlich teurer ...

Abends trinke ich auf dem Markt von Groenlo noch ein Grolsch...

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