Samstag, 20. Juli 2019
von Hjardemal nach ... Stenbjerg
Nach einer guten Nacht, in der ich die Mücken ärgerlich vor dem Zelt summen hörte (nein, ich muss jetzt nicht pinkeln), morgens auf dem Wetterradar herannahende Regenwolken gesehen und innerhalb von 15 Minuten Zeit abgebaut und alles verpackt.

Dann erst Bad und Frühstück. Tee statt Kaffee, Müsli mit Orangensaft, alle nicht perfekt, aber gut nach so einem Schnellstart. Frühstück also in und vor der Küche.


Start bei Tageskilometer 194.

Unterwegs gibt es wieder leichten Regen: Faustregel ist: bei mehr als drei Tropfen pro Sekunde auf der Haut lohnt es, das Regencape anzuziehen. Nass wäre gar nicht so schlimm, aber nass und kalt geht hat nicht.

Eine vierköpfige junge Familie, meine Zeitnachbarn, sind vom Bunkermuseum in Hanstholm begeistert. Hanstholm begrüßt mich mit einer riesigen Fischfabrik einschließlich Kläranlage, und es riecht auch nach gammeligen Fisch. Ob das für Fabrik oder die Kläranlage ist, bleibt unklar.

Kaffee Pause vor einem Spar.

Hinter Hanstholm beginnt der Thy Nationalpark. Und es wird sehr idyllisch.


Wenn man genauer hinsieht, gibt es rechts sehr hohe Dünen, die mit Heide und leeseitig mit Kiefern bepflanzt sind. Das ist wohl ein Ergebnis der Aktion im 19. Jahrhundert, die Sanddünen zu zähmen. Auf königlichen Erlass hin haben die Grundbesitzer Strandhafer, Heidekraut und Bergkiefern gepflanzt. Und es hat gewirkt.


Die Fahrerei ist gleichbleibend toll, was Landschaft und Wegequalität angeht - die Beschilderung ist nicht immer optimal, aber auch ein kleiner Umweg zeigt, wie schön die Gegend ist. Leider regnet es immer wieder (oder dauernd - wie man will).

Und der Radweg hat immer wieder mal Mankos:

Schön zu sehen, dass Natur über kurz oder lang sich durchsetzt:

Weiter geht es, wieder ans Meer.

In Vorupør mach ich eine Pause im Café Melange mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Und es ist nett hier - kein Stuhl und kein Sessel ist identisch, alles Einzelstücke.

Einmal im Jahr findet Vorupør eine Fischverköstigung statt, wie es der Zufall will, genau heute. Ein riesiges Zelt mit hunderten von Gästen hört man von weitem: sie reden! und reden! Und ich war drinnen, sie essen auch. Nie gedacht, dass normales Bierzeltgerede (ohne Blasmusik) so laut sein kann.

Die Wetterperspektive verbessert sich nicht gerade, daher mache ich mich auf, ein Bett mit einem festen Dach zu suchen. Allerdings ist in Vorupör alles ausgebucht. So rausche ich weiter durch den Regen nach Süden, halte hier und da an, wo ein Schild auf "Bed and Breakfast" oder auf ein Hotel, eine Pension oder ein Bett hinweist. Nach etwa sechs Versuchen Erfolg. Ich habe ein ganzes Ferienhaus gemietet mit 4 Betten, Dusche, Ofen und 10 Sesseln, einer Couch und last not least 2 Flaschen Bier des Vermieters.


Jetzt kann es regnen, wie es will.

Vor lauter Regen habe ich gar nicht darauf geachtet, wie der Ort heißt. Google Maps hilft: ich bin in Stenbjerg.

Die Strecke heute (mit schlapper Internet-Anbindung, also schlechte Händi-Ortung):

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Freitag, 19. Juli 2019
von Blokhus nach Hjardemal
Die Nacht über hat es geregnet, das Zelt habe ich nass verpackt, aber ich habe gut geschlafen.


Der Kilometerzähler zeigt 127 km seit Skagen.

Der Start ist allerdings regenbedingt erst gegen elf. Der Regenradar lässt auf eine Regenpause hoffen. Ich mag einfach nicht bei Regen starten. So mache ich mir in der Küche des Campingplatzes Müsli und Tee. Espresso kommt später.

Das Wetterradar hatte mich vorgewarnt, aber doof ist es doch: nach wenigen Kilometern beginnt es zu regnen, erst leicht, dann immer mehr. Wie so oft warte ich mit dem Regencape auch heute wieder, bis ich halb nass bin. Man hofft ja immer, dass es gleich wieder weniger wird und aufhört.

Im Regen ist die Strecke heute nicht einfach: der Regen weicht den festgefahrenen Kies oder Sand auf. Und das kostet Kraft. Ich bin heute fast nur Feldwege gefahren, vielleicht 10 % asphaltiert. Dafür war die Strecke einmalig schön, sobald der Regen aufhörte.

Aber zwei Stunden Regenfahrt nerven ganz schön. irgendwann aber gibt es am Horizont keinen Silber-, aber einen blauen Himmelsstreif. Inzwischen trieft das Cape, das Rad ist voller Sand, der im Regen hochspritzt und überhaupt, es wird Zeit für einen Wetterumschwung.

Eine halben Stunde später fahre ich in der Sonne, das Cape trocknet ab. Nur der Weg bleibt traumhaft schön und schaurig zu fahren. Meist ist es mehr oder weniger festgefahrener Kies. Ist er lose, kommt man kaum vom Fleck, aber auch in festgefahrenem Zustand erschüttert er das Rad und den Fahrer, eine Strapaze für die Mensch-Fahrrad-Schnittstellen: Handballen und Gesäß mosern seit Mittag....

Dafür gibt es Heide, Wald, Blick auf Meer, Dänemark von der idyllischen Seite. Es gibt nur noch ganz wenige Ferienhauswohnanlagen.

Gegen sechs Uhr suche ich einfach den nächsten Campingplatz. Und der ist diesmal einfach nur schön, ohne jeden Schnickschnack, und kostet nur ein Drittel dessen, was die letzten High-Tech Campingplätze mit 500 - 1000 Stellplätze gekostet haben. Toilette, Dusche, Küche und viel Platz auf gepflegtem Rasen.

Bei der Ankunft war es windig, inzwischen legt die Sonne einen zauberhaften Sonnenuntergang hin, aber ich bewundere ihn aus dem Zelt heraus, denn auf der Zeltwand zeichnen sich die Schatten etlicher Mücken ab, die einen Zugang ins Zeltinnere suchen.

Die Strecke heute:

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Donnerstag, 18. Juli 2019
Von Skiveren nach ... Rødhus Split
Gestern immerhin noch 26 km auf dem Nordseeküstenradweg gefahren, gemessen ab Grenen.

Heute morgen war alles grau in grau. Um sieben Uhr aufgestanden, um halb neun gestartet, mit einem guten Espresso und Müsli-Frühstück. Es liegt etwas Feuchtigkeit in der Luft.

Der Radweg ist sehr abwechslungsreich, mal Asphalt, mal Sand festgefahren, mal Sand lose, mal Kies, ... aber bitte auf ein oder zwei Kreuzungen ist er optimal ausgeschildert. Dummerweise fehlen die Schilder an elementar wichtigen Stellen. Ohne Navi wäre ich erst nach einigen Kilometern aufmerksam geworden, dass etwas faul ist im Staate Dänemark.

Bis Hirtshals geht es gut voran, nach einem Kaffee kommt auch die Sonne.

Dann ging es noch besser, wenn man so Kleinigkeiten außer acht lässt, dass eine wichtige Abbiegung in einer sonst perfekt ausgeschilderten Radroute nicht ausgeschildert war. So habe ich den Kirmes-Aufbau eines Ortes, dessen Namen ich sofort wieder vergessen habe, wahrgenommen.

Dann ging es durch gefühlt 20 km einsame Kiefern- und Heidelandschaft - einfach schön. Dann aber ging es gefühlt 40 km durch eine durch nur ganz wenige Sanddünen unterbrochene Ferienhauslandschaft: Ferienhaus an Ferienhaus, manchmal mit 5 Meter, manchmal mit 30 Meter Abstand von einander. Immer schön getrennt durch Heckenrosen. Und alle 5 km unterbrochen durch einen Campingplatz. Der Höhepunkt der Ferienhauskumulation (kann eine Kumulation eigentlich einen "Höhepunkt" haben?) war dann in Skallerup bei Hjoerring… Da hatten sich wohl alle Ferienhausbewohner der Umgebung versammelt und die 100 Meter lange Fußgängerzone übervölkert...

Ganz toll:

Hinter Skallerup lotst mich der Nordseeküstenweg an den Strand und schickt mich in den Sand. Auch der Track ist davon überzeugt, dass das geht. Da kann man tatsächlich eine Zeitlang auf dem harten Sand fahren. Nach 1 km geht aber nichts mehr, der Sand ist weich und auch ein Passat ist steckengeblieben.


Also zurück und wieder festen Grund gesucht. Weiter geht es dann auf einer Bundesstraße, immerhin mit eigenem (sehr schön glatten) Radweg. Aber wenn man die ganze Zeit im Wald, am Meer oder in den Dünen nahezu allein unterwegs war, nerven die vielen Autos.

Erst in Løkken, eigentlich erst danach, geht es wieder unbesiedelter zu. Vermutlich hat der ADAC auf seiner Dänemarkkarte die Küste hier mit vielen wunderschönen Stränden gekennzeichnet. Und deshalb fahren so ziemlich alle hier hin. Wär ja auch schön, wenn es nicht so viele Leute/Häuser/Campingplätze wären.

Hinter Blokhus ist ein ziemlich abgelegener Campingplatz in Rødhus Split, mit tiefenentspannter Rezeption: sie schließt um 18 Uhr. Als ich um 19:30 ankomme, werde ich aber ganz nett empfangen, auf den Platz gelassen und mit Duschmarke sowie 2 Flaschen lokalem Pils (gekühlt) ausgestattet. Dummerweise: die Duschmarke fällt durch, weil ich sie in den falschen Slot stecke (jetzt ist die Rezeption nicht mehr aktiv). Und es gibt MÜCKEN!!! Ab ins Zelt mit Bier und Netbook. Jetzt tropft es auch noch...

übrigens: Spotify funktioniert auch hier. Im Zelt zu liegen, den Regen tropfen zu hören und Creedence Clearwater Revival zu hören ist schon cool...

Die Strecke heute:

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