Montag, 21. Juli 2014
Montag, 21.07.2014 Rheinberg-Kalkar-Kehrum
Start bei 189 km

Schon morgens regnet es konstant.

Nur mal nebenbei: es gibt so ziemlich das mieseste Frühstücksbuffet aller Zeiten: Aufbackbrötchen, trockene Brotscheiben, alt aussehendes Obst. Und ob selbstgebieizter Lachs so aussehen muss? Ich habe ihn jedenfalls nicht probiert, sondern mich an Altbewährtes gehalten: Nutella-Portionspäckchen sind überall ok.

Gegen halb zehn macht es Pause beim Regnen- los geht es also.

Vorbildlich beschildert führt der Rheinradweg durch Felder und Wiesen, mal hinter dem Deich, mal oben auf dem Deich.

Leider bleibt es grau und nass. Krähen und Dohlen sammeln sich in erstaunlich großer Zahl. Richtig glücklich macht mich das nicht. Das muss aber nicht an der Hitchcock-Assoziation liegen, sondern hat vielleicht auch was mit dem Wetter zu tun. Habe ich schon erwähnt, dass es regnet?

Immerhin ist es nach den beiden extrem heißen Tagen angenehm kühl (aber nicht zu kalt). Dummerweise aber ist es auch ziemlich nass, und inzwischen kommt mäßger Wind von vorn, während der Heißluft-Fön der letzten Tage meist von Süden (hinten) kam...

Als ich erfahre, dass eine ziemlich ordentliche Gaststätte direkt am Rheinradweg sich erst in eineinhalb Stunden, d.h. gegen zwölf Uhr, in der Lage sehen werde, einen Kaffee zu servieren, gefriert selbst das Fotolächeln auf dem Selfie.

Bei Wesel gibt es etwas, das ich eigentlich nur von meiner Neiße-Oder-Tour 2009 kenne: Eine Brücken-Ruine, diesmal bloß über den Rhein.

Der Büdericher Heimatverein (vielleicht heißt der auch anders) hat schlaue Schilder aufgestellt. Und so weiß ich jetzt, dass das, was ich sehe, die Reste der ehemals größten Eisenbahnbrücke Europas sind. Sie ist in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs gesprengt und nie wieder aufgebaut worden.
Dafür gibt es wenige hundert Meter südlich eine (neue) Autostraßenbrücke.

Weiter gehts, denn Kaffee gibt es dann eben erst in Xanten.

Schon bald sieht man die Türme des Victor-Doms in der Ferne. Eigentlich hatte ich den Dom mit dem Heiligen "Norbert von Xanten" verbunden. Doch in den heiligen Katakomben des Doms gibt es viele Märtyrer, aber keinen Hinweis auf den Norbert. Wikipedia schließlich hilft; Norbert kam zwar aus Xanten, war dann aber nach ein paar Jahren Klosterherrlichkeit nie wieder in Xanten. Victor hingegen war römischer Soldat, der sich lieber hinrichten ließ als seinem Glauben abzuschwören. Die Heilige Helena hat auf dem Xantener Gräberfeld angeblich seinen Korpus ausgebuddelt.

Exkurs:
Erstaunlich, was die Dame alles an heiligen Hinterlassenschaften zusammengetragen hat: die heilige Stiege in Rom, den heiligen Rock in Tier, die heiligen (?) Sandalen in Prüm... Die in dem Schrein hinterlassenen Knochen stammen tatsächlich aus ca. 350 n. Chr.
Exkurs-Ende

Falls ich es nicht erwähnt habe. auch in Xanten regnet es, aber der Dom ist dicht und hält trocken.


Nach einer Gulaschsuppe, zwei Pils, einem Kaiserschmarrn sowie einem (guten) Espresso geht es weiter, natürich im Regen,


Nächstes Ziel ist der Archäologischen Park Xanten (APX). Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) liebt Abkürzungen und schreibt daher mmer "CUT" (Colonia Ulpia Traiana"), wenn er das römische Xanten meint.

Exkurs:
Meine Kamera hat "aps" (Sensorformat), ich aber keinen Cut (Cutaway = förmlicher Anzug) dabei ... Wollte ich nur mal gesagt haben.
Exkurs-Ende

Den Archäologischen Park habe ich zu Schulzeiten, also vor ca. 45 Jahren zuletzt gesehen: Amphitheater, Tempel, Römermuseum auf den Trümmern einer römischen Badeanstalt, dazu mit Bäumen und Hecken markierte Straßen und Stadtmauern.
Man läuft eine schöne lange Strecke, wenn man "alles" sehen will. Die Grabinschriften von Menschen, die seit bald 2000 Jahren tot sind, beeindrucken mich.

"Sit Terra Tibi Levis" oder "STTL" ist meine Lieblingsinschrift. Schon die römischen Steinmetze liebten die Abkürzungen.

Auch das Römer-Museum ist eindrucksvoll, schon allein, weil es hier trocken ist.

Es regnet immer noch/wieder. Eigentlich mag ich nicht mehr fahren. Aber die Jugendherberge Xanten ist voll, und das motiviert mich dann doch, Xanten zu verlassen. Erst regnet noch, dann hört es auf. Dann hört aber auch meine Motivation auf.

Bei Kalkar in einem Ortsteil namens "Kehrum" (nomen est omen?) besorge ich mir daher ein "Bett-and-bike"-Hotel mit Wellness-Ambiente, das Landhaus Beckmann. Leider ist nur noch superior-Class verfügbar, aber ich kriege nach etwas Jammern wegen der Abweichung vom Bett-and-bike-Preis einen dezenten Rabatt...

Außer einer Super-duper-Dusche habe ich aber noch nichts vom Wellnessbereich gesehen - eine Preistafel hat meine Neugier ziemlich erfolgreich verkümmern lassen.

Notabene:
Regentage unterscheiden sich von Hitzetagen auch bei der Dusche danach:
- Hitzetage: Dusche so kühl wie eben noch erträglich
- Regentage: Dusche so warm wie eben noch erträglich...

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