Dienstag, 23. Juli 2019
Von Fjaltring nach Hvide Sande
Morgens scheint Sonne ins Zimmer... Nach dem Wetter von gestern wären drei Ausrufezeichen angemessener als die drei ...

Mit Sonne ist Radfahren einfach schöner. Und der Nordseeküstenradweg präsentiert sich heute von seiner Schokoladenseite.

Start ist bei km 324, bei wie gesagt strahlendem Sonnenschein. Für den ganzen Tag bleibt der Nordseeküstenradweg bis auf ganz wenige Strecken auf schmalen Pfaden oder Feldwegen, also ganz wenig Autoverkehr. Das geht natürlich nur da, wo genug Platz ist. Auf einer Nehrung muss man sich hingegen den Platz teilen.
Der Blick von der Düne entschädigt für Autobegleitverkehr.


In Thorsminde auf der Bovling Klit erlebe ich Überraschungen.

Zunächst gibt es in einem eigentlich geschlossenen Café einen Kaffee, und ich kann den nicht einmal bezahlen ("for free").
Dann begegnet mir rechts am Wegrand das Strandingsmuseum. Es stellt Strandgut aus den vergangenen Jahrhunderten von gestrandeten Schiffen aus. Was zunächst etwas beliebig und nicht besonders spannend klingt, wird bei einem Besuch sehr interessant: anhand der gefundenen Sachen wird das Leben an Bord eines englischen Seglers dargestellt. Das Schiff ist vor 200 Jahren gestrandet, insgesamt 1400 ertrunkene Seeleute. Das ganze wird so spannend, dass ich (trotz strahlendem Sonnenschein) über 2 Stunden Museum gucke.
Schließlich eine weitere Überraschung: Wie früher im Urlaub schreibe ich eine Postkarte. Das Porto nach Deutschland kostet dann sage und schreibe 30 Kronen (4 Euro). Kein Wunder, dass nur noch wenig Postkarten geschrieben werden.

Danach geht es durch eine Dünen- und Heidelandschaft, wie man sie sich schöner kaum vorstellen kann.

Etwas lästig ist die Angewohnheit, den Radweg über jeden Hubbel, den die Dünenlandschaft oft genug hat, drüber zu führen. Da gibt es viel Achterbahn (schweißtreibend).

Gegen halb sechs bin ich in Hvide Sande und suche die "weltbeste" Fischräucherei (die empfahl ein pensionierter Polizist - der geht da seit 30 Jahren hin). Allerdings hat die Rögeri keinen Tisch frei. Die Behauptung "Weltbeste Räucherei" muss daher anders getestet werden: ein Stück geräuchertes Makrelenfilet aus dem Laden, der eigentlich schon seit fünf Uhr geschlossen ist, ist schon mal ziemlich überzeugend.

Statt Fisch esse ich dann Pasta beim Italiener. Hinterher beschwingt und gesättigt zu einem Campingplatz, der es schafft, zu viele Wohnmobile und Wohnwagen auf zu wenig Raum unterzubringen.


Abends am Meer dann Sonnenuntergang vom feinsten:


Die Strecke heute:

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Montag, 22. Juli 2019
Von Ferring nach ... Fjaltring
Heute morgen gegen 6 Uhr weckt mich deutliches Anklopfen von Regentropfen. Dabei war es gestern Abend noch so schön. Daher fass ich den Beschluss, dass ich liegen bleiben muss.

Um 10 Uhr regnet es noch immer und die Internetverbindung ist auch nicht besser geworden. Ich verlagere mich in die Teeküche und frühstücke, während es draußen weiter regnet. Das Wetterradar lässt auf ein Ende der Regenwolken um 11 Uhr hoffen. Aber um halb zwölf regnet es noch immer und ich packe in strömendem Regen alles ein. So nass habe ich noch nie gepackt.

Inzwischen (13 Uhr) sitze ich immer noch in der Teeküche, und das Wetter ist immer noch so wie heute morgen. Also werde ich gleich mich dem Regen freudig hingeben. Ärgern ändert das Wetter ja auch nicht.
Kilometerstand bei Start: 314 km

Die Internetverbindung hat sich verbessert, das Wetter nicht. Also los geht's mit freudiger Hingabe an den Regengott.

Dieser Regengott hat mir seine ganze feuchte Zuwendung gegönnt. Nach zwei Stunden Kampf im Regen und Wind hab ich Pause bei einem Kaffee gemacht, und als ich dann "nur mal so" nach Unterkünften suchte, gab es in 150 m Entfernung eine Jugendherberge. Größer kann der Wink mit dem Zaunpfahl nicht ausfallen. Fjaltring heißt mein heutiger Aufenthaltsort also.

Hier konnte ich mir dann was zu essen machen (Nudeln mit Paprika, Zucchini, Zwiebel, Tomaten).

Nach dem Essen hat es dann aufgehört zu regnen. Ich konnte heute erstmals an die frische Luft, ohne nass zu werden. Am Strand gab es dann Wetterschauspiel pur.

Auf dem Rückweg mache ich einen Abstecher zu einer Kirche: sie sieht aus wie fast alle Kirchen hier.

Und wie fast alle Kirchen bislang ist auch sie geöffnet, und selbst die Orgel war spielbar.

Auch so ein Tag ohne viele Radkilometer ist dann ein guter Tag geworden.

Die Strecke heute:

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Sonntag, 21. Juli 2019
Von Stenbjerg nach Ferring
Die Nacht mit einem festen Dach über dem Bett war jeden Euro wert.

Morgens regnet es nicht mehr. Zum Frühstück gibt's Müsli, Kaffee und chocolate cookies sowie WDR3 bis Internet und einem Bluetooth Lautsprecher aus dem Haus.

Der Start dann: alles grün und grau, der Tageskilometer sagt: 254km.

Seit Tagen übrigens sehe ich immer wieder große Holzstapel, entweder Baumstämme, die zur Verwertung aufgestapelt sind, oder aber Äste und Kleinholz, einfach aufeinander geschichtet. Das lässt mich vermuten, dass es hier an der Küste in den letzten Jahren auch sehr viel Sturmschäden gab.



So geht es durch Wald und Heide an einem Schießplatz vorbei, den man schon von weitem gehört hat. Anfangs wunderte ich mich, dass das dänische Militär sonntags (!) Schießübungen macht. Dann beim Näherkommen klingt es mehr nach Flinte als nach militärischen Waffen. Trapp-Schießen auf Tontauben, das erklärt auch die viele Knallerei.

Nach einigem Kampf gegen den steifen Westwind kommt dann wieder Nordsee in Sicht: oben auf der Dünen gibt es einen Fahrweg.

Das ist sensationell: rechts die See und dann im wesentlichen vor Wind geschützt geht es eine ganze Zeit lang, bis kurz vor Agger, auf dem Weg entlang.

Später wird das Radfahren zu einer Übung im Geradeaus-fahren.


Und noch etwas zum Üben: Sand, Sand, Sand. So schön ein Sandstrand sein kann, Sand auf dem Radweg bremst erheblich. Selbst mit Schwung und ca 140 kg Gesamtgewicht ist nach ca 10 m im Flugsand Schluss. Dazu später mehr.

Hinter Agger gilt es dann die Öffnung des Limfjords zur Nordsee zu queren. Der Track lässt Schlimmes vermuten. Er zeigt eine völlig gerade Strecke durch das Wasser. Der Track hat mich ja schon mal auf den Sandstrand geführt. Sollte er jetzt mich ins Wasser führen? Tatsächlich ist es diesmal aber ein schmaler Damm. Er hat eine Straße mit Radweg und führt mich bei stabilem Seitenwind etliche Kilometer bis zur Fähre.

Am anderen Ufer in Thyborön angekommen gibt es eine moderne Kirche und ein Haus zu bewundern, das über und über mit Schnecken verziert ist/sein soll, merkwürdig nur, dass manche Gehäuse Muscheln und andere helle Flecken Steine sind.

Und ziemlich bald hinter Thyborön wird es wieder einsam und es geht geradeaus. Kein Auto, kaum Menschen, keine Radfahrer, nur Wind von rechts.

Immerhin bremst der Wind nicht, auch wenn er heftig von der Seite bläst. Nach etlichen Kilometern wird es Zeit für ein Mittagessen, und weil Sonntag ist, lasse ich kochen. Das Restaurant "John Wayne" bietet ein Steak an. Wie es war? Sagen wir mal so: das Bier zum Steak (Tuborg classic) war deutlich besser als das Steak.

Dann kommt die Sonne, erst zaghaft und dann von einem strahlend blauen Himmel. Das Meer schäumt und hat traumhafte Wellen, nur die Luft hat einen gehörigen Chill-Effekt (O-Ton Kachelmann). Also sehe ich dem Meer lieber nur zu.

Der Weg wird wieder anspruchsvoll. Erst führt er die Lee-Seite (das ist die steile Seite) einer Sanddüne hoch, in tiefem Sand natürlich, was mich an die Grenze dessen bringt, was ich schieben kann. Dann gibt es ziemlich angeberisch einen geteerten Radweg, der auf Besseres hoffen lässt und mit einem prächtigen Blick auf Land und Meer besticht. Allein der Wind treibt den Sand auch auf den Radweg. Und wer sein Fahrrad liebt, der schiebt.

Immerhin ist der Ausblick dabei wieder sehr schön.


Und es ist erst recht schön, wenn man näher ran geht:


In Ferring gibt es dann einen Campingplatz mit einer traumhaften Aussicht übers Land, vor Wind schützenden Heckenrosenhecken und einen sehr gepflegten Platz fürs Zelt.

Nach einem Gang zur Nordsee (es ist nicht wärmer geworden) will ich im Zelt noch etwas hier ins Blog schreiben, aber die angebliche LTE-Verbindung schmeißt mich immer wieder raus. So macht das Bloggen keinen Spaß. Also trinke ich noch ein Bier, lese und höre Musik.

Die Strecke von heute (wieder nur in grober Annäherung):

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