Sonntag, 20. Juli 2014
Samstag, 19.7.2014: Bergheim - Düsseldof-Oberkassel
Start bei km 57

Nach einer ziemlich heißen Nacht gibt es morgens im Hotel eine schöne Überraschung: Das Frühstück kommt an den Platz.Also kein dusseliges Buffet, wo man dauern rennt, weil man was vergessen hat.

Dann geht es los, zurück an die Erft. Doch der Erftradweg mäandert durch Bergheim und findet die Erft nicht - und wenn er mal an der Erft entlang läuft, liegen vom Pfingstmontag-Sturm umgeworfene Bäume quer. Das ist dann etwas schweißtreibend: das vollbeladene Rad drüberheben oder alles abpacken und einzeln drüberschleppen...

Ein schöner Erholungspunkt ist daher schon nach wenigen Kilometern Schloss Pfaffendorf, ein alter Adelssitz, der von RWE wieder aufgehübscht wurde und für Repräsentations-, Ausbildungs- und Ausstellungszwecke genutzt wird.

Bei dem strahlenden Sonnenschein ist aber vor allem der Park ein Traum. Aber auch die Brasserie bringt einen sehr ordentlichen cafe latte.

Weiter geht es erftabwärts. Leider häufen sich die Blockaden durch umgefallene Bäume. Und so kriegt man dann auch einen Blick auf die umgebende Industrielandschaft (Neurath - Frimmersdorf)

Wegen der Baumschäden fahre ich dann doch eher den Vorschlägen des Navis nach und komme dadurch an einer Reihe von netten Dörfchen vorbei. Eine schöne Mittagspause mit Erdbeeren und Joghurt gibt es auf dem Weg zu Schloss Hülchrath, einer weitteren Waserburg, teilweise jetzt als Eigentumsohnung, als Biergarten oder auch als Büroraum eines Verlags genutzt. Wasserburgen waren offenbar im Mittelalter "in". Jedenfalls häufen sich die Wasserburgen am Wegesrand.

Ziemlich bald hinter Hülchrath liegt die "Museum Insel Hombroich" so direkt am Weg, dass ich sie nicht ignorieren mag. Seit Jahrzehnten schreiben die Feuilletons mehr oder weniger begeistert darüber. Und ich würde mich schwarz ärgern, wenn ich nur davon gelesen, aber nie die Insel selbst angesehen hätte

Den ersten Dämpfer kriegt die Begeisterung durch den Eintrittspreis: 15 €! Na gut - dafür kostet die Cafeteria auf dem Gelände nichts (0 €!), was auch ein Ausrufezeichen wert ist. Dann kommt man in eine wunderschöne Auenlandschaft, in die sich an ca. 15 - 20 Stellen etwas Kunst verteilt hat. Nicht alles gefällt dem Auge sofort. Manches ist einfach nur banal (ein ca. 3m großer umgekippter Behälter, in dem man wohl mal Eisen geschmolzen hat) oder unförmig monströs, wie z. B. große Findlinge mit Ritzzeichnungen. Dann ein paar in der Tat schöne Ausstellungshäuser, manche ganz leer und einfach weiß, andere mit recht ansehnlichen Bildern.
Es gibt aber nirgends Schilder, die einen belehren wollen oder auch nur einfach beschreiben, wessen Bild man betrachtet. dafür gibt es aber auch nur eine Video-Überwachung, aber keine nervigen Aufpasser.

Der eigentliche Star der "Museum Insel" ist aber die Natur: Auch hier sind viele alte Bäume von dem Pfingstmontags-Sturm gezeichnet. Aber hinter jeder zweiten Wegbiegung tut sich eine Idylle auf. Und an der Cafeteria tummelt sich ein Nutria.


Einige Kilometer weiter sieht man am Horizont die Skihalle von Neuss, bei gut 40° in der Sonne eine absurde Vorstellung.

Auch in Neuss ist nahezu jeder Weg an der Erft entlang gesperrt. Über eine Reihe von Nebensträßchen vorbei an Reihenhäusern, Wohnblöcken und prächtigen Villen komme ich schließlich an die Erftmündung.

Der Rheinradweg lässt sich zur Abwechslung gut fahren. Auf dem Weg in die Neusser Innenstadt gibt es aber wieder viele kaputte Bäume und auch einige gesperrte Wege.

Exkurs:
Die gesperrten Wege sind aber eigentlich gar nicht das Schlimmste. Viel ärgerlicher finde ich die aus den 50er oder 60er Jahren stammenden Fahrrad-Wege entland der Landstraßen mit ihren unzähligen Wurzelaufbrüchen, Schlaglöchern, und schlecht ausgeführten Reparaturen. Bei jedem Schlag ins Gemächt denke ich nur: "Welche Partei war das, die die Radwege reparieren wollte? Aber trotz dieser Schläge fällt mir da nichts zu ein" (Exkurs-Ende)

Neuss verlasse ich Richtung Oberkassel. In Heerdt stoße ich auf eine Kirche, der ich auf Anhieb den Preis für die hässlichste Kirche zuerkennen würde.

Beim näheren Hinsehen (Lesen!) erfahre ich aber, dass es ein ehemaliger Hochbunker ist, den Freiwillige 1947 (!) zu einer Kirche umgebaut haben... Hmmm

Gegen 21 Uhr erreiche ich ziemlich geschafft die Jugendherberge in Oberkassel, wo ich zuletzt ca. 1971 übernachtet habe.

Draußen tobt die Kirmes, drinnen rauscht die Dusche. Ein wunderbarer, nur etwas zu heißer Sommertag geht zu Ende.

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Oh
Fein, schöner Bericht. Zum Teil in heimischen Gefilden.

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