Mittwoch, 23. Juli 2014
Mittwoch, 23.07.2014: Groenlo (NL) - Bad Bentheim
Start bei km 321


Das Hotel Pot ist mit einem Caf´e und einem Billardraum verbunden. Nach einer ungestörten Nacht gibt es morgens wie verabredet um 8 Uhr Frühstück, diesmal wieder am Platz serviert - reichlich Aufschnitt, etwas Käse, etwas Marmelade. Ordentlicher Kaffee, Pindarkaas und extrem weiches Brot sowie genauso weiche Brötchen...

Gegen neun Uhr komme ich los. Bis zur Grenze sind es vielleicht etwa 10 km. Und sobald ich aus dem Städtchen raus bin, geht es wieder über Wirtschaftswege und Fietspads durch traumhaft schöne Landschaft. "Die Sonne scheint." (Diesen Satz bitte wieder hinter jedem Absatz sich dazudenken.)

Was man hier links sieht ist ein Blick auf das Garmin, wenn der Track auf einmal wieder vor dem Hintergrund der Karte erscheint. Links im Navi-Fenster ist noch Holland - tabula rasa, rechts im Fenster beginnt Deutschland. Ab der Grenze läuft der Track übrigens über die D3-deutschlandroute, herrlich geführt und ordentlich beschildert.

Direkt hinter der Grenze kommt eigentlich das Zwillbrocker Venn, ein Vogel- und Naturschutzgebiet, eines meiner Zwischenziele, das ich als kleiner Junge mit meinem Vater besuchte, als er in Vreden Referendar war (ca. 1961).

Vorher kommt aber noch eine Barockkirche. Einer der 150-prozentigen katholischen Fürsten hat sie nach dem 30-jährigen Krieg (der in Holland übrigens als 80-jähriger Krieg in Erinnerung ist) als Demo-Objekt bauen lassen. Die Kirche hat wohl eine sehr schöne Innenausstattung, um den Protestanten/Calvinisten auf der anderen Seite der Grenze mal so richtig zu zeigen, wie eine schöne Kirche aussehen kann. Dummerweise ist die Kirche geschlossen. Es bleibt nur der Eindruck aus dem Schaukasten vor der Kirche.


Dann geht es aber wirklich auf ins Zwillbrocker Venn. Allerdings: Nach dem mehr oder weniger kompletten Torfabbau ist das Zwillbrocker Venn eigentlich kein richtiges Venn (Moor) mehr. Vielmehr ist es ein kleiner flacher See.
Dabei sind die Landschaftsschützer dabei, wieder ein Venn herzustellen, schaffen dafür den fruchtbaren Boden weg und mähen anderswo Moorwiesen. Die Maht wird dann auf den kahlgeräumten mageren Böden verteilt. Und schon keimt der Magerrasen, auf dass es bald wieder Moor werde, eine entsprechende Wasserführung vorausgesetzt.

Das erste, was man am See dann hört und sieht, sind hunderte von Lachmöven. Der Kot der Lachmöven macht das Wasser so nährstoffreich und schafft so gute Bedingungen für Kleinstwassertiere, dass seit ca. 30 Jahren hier auch Flamingos satt werden und sich heimisch niedergelassen haben.

Weiter geht es durch die jetzt nicht mehr niederländische, sondern westfälische Parklandschaft. Bis nach Vreden begegnen mir (viel) mehr Radfahrer als Autos.


In Vreden mache ich Pause und Pläne. Nach einem kurzen E-mailwechsel steht fest, dass ich erst am Wochenende in Münster sein will. Also brauche ich ein neues Zwischenziel. Die wunderschöne Routenführung des D3-Routenwegs werde ich vermissen.

Aber der ADFC liefert mir eine schöne Route nach Bad Bentheim. Wieder fast ausschließlich über kleine und kleinste Wege komme ich dennoch an Ahaus vorbei und durch Epe/Gronau durch, wo ich mir wieder die eine oder anderePause von der recht hitzigen Tour gönne. (Wie gesagt, es knallt die ganze Zeit die Sonne).

Unterwegs wächst und gedeiht Landwirtschaft, Energiewirtschaft und auch Gewerbe in einem angenehmen Nebeneinander.



Die Jugendherberge in Bad Bentheim liegt auf dem einzigen Hügel weit und breit und ist dementsprechend über steile Kopfsteinpflasterstraßen zu erreichen. Am Ende eines Tages mit gefühlten 35° in der Sonne knallt das so richtig rein.

Die JuHe hat aber Bett und Dusche für mich. und was will man mehr. Jetzt bleibt nur noch der Gang in den Ort für ein letztes Bier. Bad bentheim ist ein Kurort, man bezahlt Kurtaxe und daher ist es jetzt um 23 Uhr wohl eher Zeit für ein Bett als für ein Bier

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Mittwoch, 23. Juli 2014
Dienstag, 22.07.3024: Kehrum - Groenlo (NL)
Start bei km 229

Nach einer ruhigen, nur von ein paar Mücken unterbrochenen Nacht gibt es ein sehr ordentliches Frühstücksbuffet. Und es gibt wieder Sonne. Ich spare mir jetzt die weitere Wetterbeschreibung. Wer mag, kann sich nach jedem Absatz ja den Satz "Die Sonne scheint immer noch" dazu denken.

Es geht auf nach Kalkar - Kernwasser Wunderland: das ist das Gelände des ehemaligen Schnellen Brüters, jetzt ein Freizeitpark und Kongress-/Tagungszentrum. Ein richtig großes Gelände mit vielen gr0ßen Gebäuden und einem auf vielleicht ein Drittel seiner Höhe gekappten Kühlturm, über dem gelegentlich ein Kettenkarussel kreiselt.

Der grüne Rasen vor dem Freizeitpark ist grüner Kunstrasen. Und auch der Rest sieht sehr künstlich aus. Der niederländische Investor hat rund 2,5 Mio. Euro bezahlt, das Land musste keine Bauunterhaltungskosten mehr zahlen und hatte darüber hinaus rund 3,5 Mrd. Euro (Milliarden!) an Investitionskosten in den Sand gesetzt. Immerhin gibt die Anlage sicherlich einer ganzen Reihe von Leuten Arbeit und Brot.
Einheimischer Empfehlung folgend, doch lieber die eigentliche Stadt Kalkar zu besuchen, komme ich in eine wirklich ansehnliche Kleinstadt. Auf dem zentralen Platz versammeln sich gerade die ersten Aussteller für die Kirmes am kommenden Wochenende. Wirklich sehenswert hingegen ist die zentrale Kirche: Sie birgt eine Reihe von wunderschönen Altären so aus ca. 1450 bis 1550. Danach fehlte der Stadt jegliches Geld, weder für die Kirchenausstattung noch für sonst was. Erst die Milliarden für den Schnellen Brüter brachten wieder Leben...

Weiter gehts nach Kleve. Außer einer Mittagspause, einigen Schwänen und Schwanskulpturen habe ich aber von Kleve nur eine typische 80er-Jahre Fußgängerzone gesehen.

Eindrucksvoller ist dann schon die Rheinbrücke nach Emmerich.



Emmerich selbst ist dann wieder ein typisches Durchschnittsstädtchen, nach verheerenen Bombenangriffen ohne viel Sinn für Ästhetik wieder aufgebaut. Immerhin gibt es in der Fußgängerzone ein C&A. Sie haben das, was ich brauche: neue Shorts. Die alten hat es nach 2 Sonnentagen und einem Tag Dauerregen zerfetzt.

Bis Emmerich bin ich dem Rheinradweg gefolgt. Ab hier beginnt der Track, den ich mir zuhause zusammengestrickt habe, um bis nach Vreden und weiter dann nach Münster zu kommen.

Exkurs "Was ist ein Track"
Die meisten Navis lotsen einen von Kreuzungspunkt zu Kreuzungspunkt bis zum Ziel. So etwas nennt Garmin dann eine "Route". Alternativ kann man aber auch statt einer Route einem Track folgen. Das ist einfach eine Spur. Das Navi zeigt den eigenen Standort und die Spur. Idealerweise liegt der Punkt für den eigenen Standort auf der Spur. Zeichnet das Navi den eigenen Standort neben den Track, ist man falsch gefahren.
Exkurs-Ende.

Der Track führt mich also mit dem Zwischenziel "Zwillbrocker Venn" bis nach Münster, wenn ich nur der Spur folge. Interessant wird es ziemlich direkt hinter Emmerich. Da läuft die Spur durch Holland, genauer durch Gelderland. Und die Bearbeiter von OpenStreetMap (bzw. OpenCycleMap) haben bei dem Thema "Deutschlandkarte" gut aufgepasst; 200 m hinter der Grenze hört die elektronische Karte auf. Immerhin ist mein Backup - der ADAC-Reiseatlas da etwas großzügiger und gibt mir die nötigsten Infos. Bloß muss ich dafür anhalten, den Reiseatlas rauskramen, gucken, den Reiseatlas wegpacken und weiterfahren. Läääästig.


Dafür bauen die Holländer traumhaft schöne Radwege. (Wie das in Deutschland auf dem Weg nach Klefe aussah, könnte man hier sehen....) Es geht über Doetinchen und Zelhem immer durch die Felder, Wiesen und Auen. In Marienvelde habe ich keine Lust mehr, weil schon gut 80 km auf dem Tageskilometerzähler. Zeit also für eine Unterkunft. Das gute Bett-and-Bike-Buch schweigt dummerweise abeer sich über Gelderland aus. So muss ich mich durchfragen. In Marienvelde ist DAS Ferienappartment leider gerade durch den Sohn des Besitzers belegt. Aber der besitzer empfiehlt mir das "witte Paard" nur 4 km weiter direkt an der Kirche, ein "kleines Hotel, nicht teuer". Tatsächlich: 4 km weiter kommt ein Ort (Zieuvent), es gibt eine Kirche, und daneben ist das Hotel. Und das Hotel ist geschlossen. Also weiter in den nächsten größeren Ort auf dem Track. Das ist Groenlo.

In Groenlo empfiehlt ein Einheimischer mir das Hotel "Pot" ("klein und billig, aber ganz in Ordnung"). Ohne Karte muss ich etwas herumfragen, bis ich den Pot gefunden habe. Ein Holländer auf dem Fahrrad lotst mich bis vor die Tür. Es geht so langsam auf 8 Uhr abends zu. Und diesmal hat das Hotel geöffnet, es hat Platz, es ist klein, und ob 52,50 € für eine Übernachtung mit Frühstück billig ist, kommt wohl auf die Perspektive an. Die Nacht vorher war bei einer verlgeichsweisen Luxusklasse mit 67 € natürlich teurer ...

Abends trinke ich auf dem Markt von Groenlo noch ein Grolsch...

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Montag, 21. Juli 2014
Montag, 21.07.2014 Rheinberg-Kalkar-Kehrum
Start bei 189 km

Schon morgens regnet es konstant.

Nur mal nebenbei: es gibt so ziemlich das mieseste Frühstücksbuffet aller Zeiten: Aufbackbrötchen, trockene Brotscheiben, alt aussehendes Obst. Und ob selbstgebieizter Lachs so aussehen muss? Ich habe ihn jedenfalls nicht probiert, sondern mich an Altbewährtes gehalten: Nutella-Portionspäckchen sind überall ok.

Gegen halb zehn macht es Pause beim Regnen- los geht es also.

Vorbildlich beschildert führt der Rheinradweg durch Felder und Wiesen, mal hinter dem Deich, mal oben auf dem Deich.

Leider bleibt es grau und nass. Krähen und Dohlen sammeln sich in erstaunlich großer Zahl. Richtig glücklich macht mich das nicht. Das muss aber nicht an der Hitchcock-Assoziation liegen, sondern hat vielleicht auch was mit dem Wetter zu tun. Habe ich schon erwähnt, dass es regnet?

Immerhin ist es nach den beiden extrem heißen Tagen angenehm kühl (aber nicht zu kalt). Dummerweise aber ist es auch ziemlich nass, und inzwischen kommt mäßger Wind von vorn, während der Heißluft-Fön der letzten Tage meist von Süden (hinten) kam...

Als ich erfahre, dass eine ziemlich ordentliche Gaststätte direkt am Rheinradweg sich erst in eineinhalb Stunden, d.h. gegen zwölf Uhr, in der Lage sehen werde, einen Kaffee zu servieren, gefriert selbst das Fotolächeln auf dem Selfie.

Bei Wesel gibt es etwas, das ich eigentlich nur von meiner Neiße-Oder-Tour 2009 kenne: Eine Brücken-Ruine, diesmal bloß über den Rhein.

Der Büdericher Heimatverein (vielleicht heißt der auch anders) hat schlaue Schilder aufgestellt. Und so weiß ich jetzt, dass das, was ich sehe, die Reste der ehemals größten Eisenbahnbrücke Europas sind. Sie ist in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs gesprengt und nie wieder aufgebaut worden.
Dafür gibt es wenige hundert Meter südlich eine (neue) Autostraßenbrücke.

Weiter gehts, denn Kaffee gibt es dann eben erst in Xanten.

Schon bald sieht man die Türme des Victor-Doms in der Ferne. Eigentlich hatte ich den Dom mit dem Heiligen "Norbert von Xanten" verbunden. Doch in den heiligen Katakomben des Doms gibt es viele Märtyrer, aber keinen Hinweis auf den Norbert. Wikipedia schließlich hilft; Norbert kam zwar aus Xanten, war dann aber nach ein paar Jahren Klosterherrlichkeit nie wieder in Xanten. Victor hingegen war römischer Soldat, der sich lieber hinrichten ließ als seinem Glauben abzuschwören. Die Heilige Helena hat auf dem Xantener Gräberfeld angeblich seinen Korpus ausgebuddelt.

Exkurs:
Erstaunlich, was die Dame alles an heiligen Hinterlassenschaften zusammengetragen hat: die heilige Stiege in Rom, den heiligen Rock in Tier, die heiligen (?) Sandalen in Prüm... Die in dem Schrein hinterlassenen Knochen stammen tatsächlich aus ca. 350 n. Chr.
Exkurs-Ende

Falls ich es nicht erwähnt habe. auch in Xanten regnet es, aber der Dom ist dicht und hält trocken.


Nach einer Gulaschsuppe, zwei Pils, einem Kaiserschmarrn sowie einem (guten) Espresso geht es weiter, natürich im Regen,


Nächstes Ziel ist der Archäologischen Park Xanten (APX). Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) liebt Abkürzungen und schreibt daher mmer "CUT" (Colonia Ulpia Traiana"), wenn er das römische Xanten meint.

Exkurs:
Meine Kamera hat "aps" (Sensorformat), ich aber keinen Cut (Cutaway = förmlicher Anzug) dabei ... Wollte ich nur mal gesagt haben.
Exkurs-Ende

Den Archäologischen Park habe ich zu Schulzeiten, also vor ca. 45 Jahren zuletzt gesehen: Amphitheater, Tempel, Römermuseum auf den Trümmern einer römischen Badeanstalt, dazu mit Bäumen und Hecken markierte Straßen und Stadtmauern.
Man läuft eine schöne lange Strecke, wenn man "alles" sehen will. Die Grabinschriften von Menschen, die seit bald 2000 Jahren tot sind, beeindrucken mich.

"Sit Terra Tibi Levis" oder "STTL" ist meine Lieblingsinschrift. Schon die römischen Steinmetze liebten die Abkürzungen.

Auch das Römer-Museum ist eindrucksvoll, schon allein, weil es hier trocken ist.

Es regnet immer noch/wieder. Eigentlich mag ich nicht mehr fahren. Aber die Jugendherberge Xanten ist voll, und das motiviert mich dann doch, Xanten zu verlassen. Erst regnet noch, dann hört es auf. Dann hört aber auch meine Motivation auf.

Bei Kalkar in einem Ortsteil namens "Kehrum" (nomen est omen?) besorge ich mir daher ein "Bett-and-bike"-Hotel mit Wellness-Ambiente, das Landhaus Beckmann. Leider ist nur noch superior-Class verfügbar, aber ich kriege nach etwas Jammern wegen der Abweichung vom Bett-and-bike-Preis einen dezenten Rabatt...

Außer einer Super-duper-Dusche habe ich aber noch nichts vom Wellnessbereich gesehen - eine Preistafel hat meine Neugier ziemlich erfolgreich verkümmern lassen.

Notabene:
Regentage unterscheiden sich von Hitzetagen auch bei der Dusche danach:
- Hitzetage: Dusche so kühl wie eben noch erträglich
- Regentage: Dusche so warm wie eben noch erträglich...

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Sonntag, 20. Juli 2014
Sonntag, 20.07.2014: D.-Oberkassel - Rheinberg
Start bei 118 km

Nach 24 Uhr schweigt das Wummern der Bässe auf der Kirmes, eine Stunde später ist auch kein Geschnatter des Kirmesvolks zu hören. Nur die Jungs und Mädels aus der Jugendherberge genießen bis 5 Uhr morgens die sommerliche Nacht.

Nach einem sehr ordentliche Frühstücksbuffet in einer schönen Cafeteria geht es gegen 9 Uhr weiter rheinabwärts. Und da sieht man die volle Wucht des Sturms von Pfingstmontag. Kaum ein Baum ist unversehrt.

Und es ist auch egal, ob es Pappel, Eiche oder Erle ist. Nur die Blutbuchen scheinen oft verschont worden zu sein.

Etwa 10 km hinter Düsseldorf ist der grausige Spuk aber vorbei. Nur noch ganz selten sieht man abgerissene Äste, umgefallene Bäume gibt es gar nicht mehr. Und alle Bäume haben noch volles Laub.


Bald rückt aber die Industrie und der Handel an den Rhein und den Rheinweg heran. Erstaunlich schöne alte Backsteinbauten, aber auch gefühlt Kilometer-lange Hallen der Logistik-Branche.


Nicht nur wegen der Industrie, sondern auch wegen der vielen Kanäle, Häfen, Rheinbuchten verlässt der Radweg immer öfter den Deich. Uerdingen entpuppt sich dabei als ansehnliche Innenstadt.

Dieses "Rathaus" am zentralen Platz trägt von links nach rechts drei Funktionsbezeichnungen: "Rathaus", "Apotheke" und rechts, verdeckt durch die Bäume, "Bücherei". Apotheken hatten also auch früher schon eine zentrale Bedeutung.

In Hohenbudberg dann steht am Rhein mit viel Platz drum herum eine Kirche mit einer schönen Idee zum Gedenken an Kriegstote:


Danach bietet sich ein Leinpfad zur Weiterfahrt an. Mal dicht am Wasser, mal auf alten Deichen, meist überwachsen oder nur mit grobem Kies geschottert ist so ein Weg das absolute Aus für Rennräder. Allerdings führt er gern auch auf einsame Landzungen, wenn ein Kanal in den Rhein einbiegt. Dann kann man nur noch umdrehen.


Aber die schöne Natur ist das Risiko wert.

Irgendwann bin ich das Risiko aber leid und biege wieder auf den offiziellen Rheinradweg ab.

Duisburg "winkt" von der anderen Rheinseite, und die Ruhr mündet auch dort.


Die Landschaft zeigt hier immer wieder Industrie, aber auch jede Menge Grün. Eigentlich überwiegt das Grün.

Ähnlich wie am Donauradweg gibt es hier auch am Rheinradweg alte und neue Beschilderung, mal direkt am Rhein entlang führend, manchmal auch von Gaststätte zu Gaststätte. Nur nervt das hier weniger als in Bayern, weil es einfach nur noch flach ist.

Für 15 km begleitet mich ein Sonntagsfahrer aus Dinslaken, der eine Tour über die zwei nächstliegenden Brücken macht. Wir kommen ins Gespräch - die Fahne ist ja oft Auslöser für interessante Wortwechsel. Wir quatschen so vor uns hin und haben ziemlich bald den Rheinradweg verlassen, offenbar einen Wegweiser übersehen. In Orsay mache ich eine neue Planung,
Der Dinslaker fährt weiter.

Denn am Horizont drräut eine Gewitterfront. Als es in Rheinberg andauernd vor sich hin donnert, greife ich zum "bett-and-bike"-Buch und suche mir eine Unterkunft im Ort.

Xanten muss bis morgen warten, statt dessen soll es hier eine gute Pizzeria um die Ecke geben...


Abends beim Gang durch das Städtchen eine seltsame Entdeckung: das Stammhaus von Underberg gibt sich hochherrschaftlich...

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Sonntag, 20. Juli 2014
Samstag, 19.7.2014: Bergheim - Düsseldof-Oberkassel
Start bei km 57

Nach einer ziemlich heißen Nacht gibt es morgens im Hotel eine schöne Überraschung: Das Frühstück kommt an den Platz.Also kein dusseliges Buffet, wo man dauern rennt, weil man was vergessen hat.

Dann geht es los, zurück an die Erft. Doch der Erftradweg mäandert durch Bergheim und findet die Erft nicht - und wenn er mal an der Erft entlang läuft, liegen vom Pfingstmontag-Sturm umgeworfene Bäume quer. Das ist dann etwas schweißtreibend: das vollbeladene Rad drüberheben oder alles abpacken und einzeln drüberschleppen...

Ein schöner Erholungspunkt ist daher schon nach wenigen Kilometern Schloss Pfaffendorf, ein alter Adelssitz, der von RWE wieder aufgehübscht wurde und für Repräsentations-, Ausbildungs- und Ausstellungszwecke genutzt wird.

Bei dem strahlenden Sonnenschein ist aber vor allem der Park ein Traum. Aber auch die Brasserie bringt einen sehr ordentlichen cafe latte.

Weiter geht es erftabwärts. Leider häufen sich die Blockaden durch umgefallene Bäume. Und so kriegt man dann auch einen Blick auf die umgebende Industrielandschaft (Neurath - Frimmersdorf)

Wegen der Baumschäden fahre ich dann doch eher den Vorschlägen des Navis nach und komme dadurch an einer Reihe von netten Dörfchen vorbei. Eine schöne Mittagspause mit Erdbeeren und Joghurt gibt es auf dem Weg zu Schloss Hülchrath, einer weitteren Waserburg, teilweise jetzt als Eigentumsohnung, als Biergarten oder auch als Büroraum eines Verlags genutzt. Wasserburgen waren offenbar im Mittelalter "in". Jedenfalls häufen sich die Wasserburgen am Wegesrand.

Ziemlich bald hinter Hülchrath liegt die "Museum Insel Hombroich" so direkt am Weg, dass ich sie nicht ignorieren mag. Seit Jahrzehnten schreiben die Feuilletons mehr oder weniger begeistert darüber. Und ich würde mich schwarz ärgern, wenn ich nur davon gelesen, aber nie die Insel selbst angesehen hätte

Den ersten Dämpfer kriegt die Begeisterung durch den Eintrittspreis: 15 €! Na gut - dafür kostet die Cafeteria auf dem Gelände nichts (0 €!), was auch ein Ausrufezeichen wert ist. Dann kommt man in eine wunderschöne Auenlandschaft, in die sich an ca. 15 - 20 Stellen etwas Kunst verteilt hat. Nicht alles gefällt dem Auge sofort. Manches ist einfach nur banal (ein ca. 3m großer umgekippter Behälter, in dem man wohl mal Eisen geschmolzen hat) oder unförmig monströs, wie z. B. große Findlinge mit Ritzzeichnungen. Dann ein paar in der Tat schöne Ausstellungshäuser, manche ganz leer und einfach weiß, andere mit recht ansehnlichen Bildern.
Es gibt aber nirgends Schilder, die einen belehren wollen oder auch nur einfach beschreiben, wessen Bild man betrachtet. dafür gibt es aber auch nur eine Video-Überwachung, aber keine nervigen Aufpasser.

Der eigentliche Star der "Museum Insel" ist aber die Natur: Auch hier sind viele alte Bäume von dem Pfingstmontags-Sturm gezeichnet. Aber hinter jeder zweiten Wegbiegung tut sich eine Idylle auf. Und an der Cafeteria tummelt sich ein Nutria.


Einige Kilometer weiter sieht man am Horizont die Skihalle von Neuss, bei gut 40° in der Sonne eine absurde Vorstellung.

Auch in Neuss ist nahezu jeder Weg an der Erft entlang gesperrt. Über eine Reihe von Nebensträßchen vorbei an Reihenhäusern, Wohnblöcken und prächtigen Villen komme ich schließlich an die Erftmündung.

Der Rheinradweg lässt sich zur Abwechslung gut fahren. Auf dem Weg in die Neusser Innenstadt gibt es aber wieder viele kaputte Bäume und auch einige gesperrte Wege.

Exkurs:
Die gesperrten Wege sind aber eigentlich gar nicht das Schlimmste. Viel ärgerlicher finde ich die aus den 50er oder 60er Jahren stammenden Fahrrad-Wege entland der Landstraßen mit ihren unzähligen Wurzelaufbrüchen, Schlaglöchern, und schlecht ausgeführten Reparaturen. Bei jedem Schlag ins Gemächt denke ich nur: "Welche Partei war das, die die Radwege reparieren wollte? Aber trotz dieser Schläge fällt mir da nichts zu ein" (Exkurs-Ende)

Neuss verlasse ich Richtung Oberkassel. In Heerdt stoße ich auf eine Kirche, der ich auf Anhieb den Preis für die hässlichste Kirche zuerkennen würde.

Beim näheren Hinsehen (Lesen!) erfahre ich aber, dass es ein ehemaliger Hochbunker ist, den Freiwillige 1947 (!) zu einer Kirche umgebaut haben... Hmmm

Gegen 21 Uhr erreiche ich ziemlich geschafft die Jugendherberge in Oberkassel, wo ich zuletzt ca. 1971 übernachtet habe.

Draußen tobt die Kirmes, drinnen rauscht die Dusche. Ein wunderbarer, nur etwas zu heißer Sommertag geht zu Ende.

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Freitag, 18. Juli 2014
Freitag, 18.7.2014 Bonn - Bergheim
Der Anfang ist geschafft. Nach diversen Startproblemen wie Fußball-WM, Unmengen an Papierkram und massiver Unlust, bei Regen loszufahren, hat es heute geklappt.

Ein Ziel hat die Tour nicht: mögliche Ziele sind
- der Niederrhein,
- das Emsland,
- das Münsterland,
- die Weser (???).
Mal sehen wie weit ich komme.

Ich habe sogar eine Fahne der Stadt Bonn erworben. Das war nicht einfach: die Stadt Bonn hat in ihrem Tourist-Information-Shop nix und verweist auf den Bonn-Shop. Der hat aber auch "nix". Aber die Bonner Fahnenfabrik hat (natürlich) auch die Fahne von Bonn im Angebot. Allerdings hat der Shop "eigentlch" nur montags und mittwochs, aber definitiv nicht Freitag geöffnet. Aber wozu gibt es das Wort "eigentlich" - und so habe ich jetzt eine Fahne...



Danach ging es den Rhein entlang bis Widdig, Anschließend durch die Felder über Widdig, Sechtem und Brühl bis nach Liblar an die Erft. Dort präsentiert sich bei ca. 35° in der Sonne der Erftradweg. Trotz Ferien kaum Betrieb. Dafür gibt es die Lieblingspizzeria aus den '90ern hinter Schloss Lörsfeld nicht mehr. Es bleiben einige kühle Schattenpausen im Erftauenwald.
Eigentlich ist die Gegend im Zuge des Braukohlenabbaus durch Rheinbraun komplett um- und neugestaltet worden. Nach zig Jahren hat sich das aber einigermaßen ausgewachsen. Nur der Flußlauf ist gelegentlich so etwas von schnurgerade, dass man da noch den Planer am Reißbrett ahnen kann.

ENDLICH bringt der Radweg mich mit einigen hitzebedingtenPausen bis nach Bergheim ins "Brauhaus zur Krone".

Die Dusche ist das erste Ziel. Welch ein Luxus. Lauwarm rieselt das Wasser auf den überhitzten Körper. Später kommt dann der Test, ob das Brauhaus wirklich ein Brauhaus ist.

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Freitag, 1. Juli 2011
Aktuell: ich habe fertig
Ich bin wieder da, wo ich vorher war.

Vorher:


Nach 2100 Kilometern:


Die fehlenden Zwischenstationen reiche ich noch nach!

Update:
Bei Google-Maps sieht die Tour so aus:

(anscheinend gehen hier keine iframes :(. Dann also nur der Link) - naja: eigentlich sieht sie nur so ähnlich aus - Google hat offenbar beim Import von 72.000 Wegepunkten gepatzt - Google routet und nimmt dafür so jeden 3000. Wegepunkt, und dann geht es über die jeweiligen größeren Straßen/Autobahnen ...)

Das Höhenprofil (zum Vergrößern kann man es anklicken) sieht auch ganz ansprechend aus:

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Montag, 27. Juni 2011
Samstag, 25. Juni 2011: Leutershausen -> Creglingen
(zum Start der Tour)

Morgens ist es wieder mal grau und kühl, höflich formuliert.

Meinen Vorrat für das Wochenende (vor allem Orangen-Nektar) deckt diesmal wieder LIDL. Bei Edeka ist er "leider aus".

Der weitere Weg entlang der Altmühl bleibt freundlich und friedlich. Immer noch gibt es viele Radfahrer unterwegs und den kühlenden Gegenwind.

Mittags mache ich eine der leckersten Pausen dieser Tour in Windelsbach.

Danach versuche ich, den Taubertal-Radweg direkt und nicht auf dem Weg über Rothenburg ob der Tauber zu finden. Das klappt zwar, aber ich habe dafür eine steil abwrtsführende Mountainbike-Strecke über einen Waldweg zu absovieren, wobei der Waldeg sgreckenweise deutlich mehr Wald als Weg war.

Endlich bin ich vor Bettwar auf dem "lieblichen Taubertal-Radweg - der Klassiker". Der nennt sich wirklich so. Und zumindest bis Creglingen ist er eine ganz liebliche Achterbahnfahrt: es geht immer wieder steil hoch, um die gewonnene Höhe sofort wieder in einer steilen Schussfahrt zu
verlieren. Stress pur.

Als es in creglngen anfängt zu nieseln. mache ich wieder bei Bett und Bike Schluss. Die Dusche ist sehr ok, dafür aber gibt's kein UMTS und kein Internet, nur die übliche triste Samstag-Abend-Unterhaltung im Fernsehen. Besonders trostlos:"17 Meter" auf ProSieben ...

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Samstag, 25. Juni 2011: Leutershausen -> Creglingen
(zum Start der Tour)

Morgens ist es wieder mal grau und kühl, höflich formuliert.

Meinen Vorrat für das Wochenende (vor allem Orangen-Nektar) deckt diesmal wieder LID. Bei Edeka ist er "leider aus".

Der weitere Weg entlang der Altmühl bleibt freundlich und friedlich. Immer noch gibt es viele Radfahrer unterwegs und den kühlenden Gegenwind.

Mittags mache ich eine der leckersten Pausen dieser Tour in Windelsbach.

Danach versuche ich, den Taubertal-Radweg direkt und nicht auf dem Weg über Rothenburg ob der Tauber zu finden. Das klappt zwar, aber ich habe dafür eine steil abwrtsführende Mountainbike-Strecke über einen Waldweg zu absovieren, wobei der Waldeg sgreckenweise deutlich mehr Wald als Weg war.

Endlich bin ich vor Bettwar auf dem "lieblichen Taubertal-Radweg - der Klassiker". Der nennt sich wirklich so. Und zumindest bis Creglingen ist er eine ganz liebliche Achterbahnfahrt: es geht immer wieder steil hoch, um die gewonnene Höhe sofort wieder in einer steilen Schussfahrt zu
verlieren. Stress pur.

Als es in creglngen anfängt zu nieseln. mache ich wieder bei Bett und Bike Schluss. Die Dusche ist sehr ok, dafür aber gibt's kein UMTS und kein Internet, nur die übliche triste Samstag-Abend-Unterhaltung im Fernsehen. Besonders trostlos:"17 Meter" auf ProSieben ...

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Freitag, 24.06.2011: Pappenheim -> Leutershausen
(zum Start der Tour)

Nach einer trotz Regen sehr ruhigen Nacht scheint morgens Sonne! Und das mit den Brötchen hat auch geklappt: die Rezeption liefert.

Allerdings ist es auf dem Campingplatz ziemlich voll. D.h. die wenigen SItzgelegenheiten mit Tisch sind alle belegt. Und ich schleppe zwar schon eine Menge Zeug mit, aber keinen Campingstuhl und keinen Campingtisch

Also rauf aufs Rad und nach einem Rastplatz untrwegs gesucht. Es geht weiter das Altmühltal aufwärts.Es ist sehr kühl und windig. Und die Sonne zeigt sich nur sehr sporadisch, dann ist es auch ganz ok. Sobald die Sonne verschwindet wird es kalt und ich streife die Windjacke über, um sie beim nächsten Sonnenstrahl wieder schweißgebadet auszuziehen.

In dem schönen Ort "Graben" gibt es Spuren einer frühmittelalterlichen Baustelle: vermutlich Karl der Große hat hierr 793 n. Chr. versucht, Main und Donau zu verbinden. Die sichtbaren Reste zeigen einen erstaunlich breiten Kanal. Kaum zu glauben, dass die in den unruhigen zeiten damals Mittel und Kenntnisse hatten, so etwas ins Werk zu setzen.

Der Ludwig-Main-Donaukanal (rund 1000 jahre später) jedenfalls wurde ein wirtschaftlicher Flop. Als er fertig war, lief die Eisenbahn schneller und effektiver.

Das mittlere Altmühltal ist richtig breit (Ur-Main-Tal: der Main ist früher Richtung Donau geflossen) und hat praktisch kein gefälle.

In der Ferne winkt ein Gebirgszug (Hahnenkamm?), den ich dem Nördlinger Ries zuordnen würde.

In Treuchtlingen mache ich bei strahlender Sonne Mittagspause. (Metzgerei, fränkischer Schichtbraten, super-duper-lecker).

Anschließend geht es um den Altmühlsee. Eigentlich wunderschön, die fränkische Seenlandschaft. Aber trotz des massiven Mittagessens ist der auch der weitere Weg ein einziger Kampf gegen den Wind. In Leutershausen reicht es mir: Bett+Bike verhilft mir zu Bett und Dusche.

Ich habe fertig.

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