Dienstag, 6. August 2019
Von Oldenburg Richtung Papenburg
Start bei 1179 km

Morgens beim Frühstück im Bedeutet & Breakfast


mit einem Radfahrer-Paar aus Dresden gibt es eine interessante Diskussion. Ausgehend von einer Vor-Wende-Frage ("Stasi-Akte") ging es um die Berichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Medien. Diese berichteten angeblich nicht objektiv. Beispielsweise sei über den Jungen, der in Frankfurt vor einen Zug gestoßen und überfahren wurde, nicht oder nur schlecht berichtet, meinte der Dresdener. Oder in einigen kommunalen Unternehmen sei Mitarbeitern in Vier-Augen-Gesprächen erklärt worden, wer an Pegida-Demos teilnehme, verstoße gegen die Unternehmensphilosophie und gefährde damit seinen Arbeitsplatz. Unabhängig, wie man zu Pegida stehe, seien die Demos nicht verboten.

Interessant, dass diese Zustände als mit der DDR vergleichbar wahrgenommen wurden. Über den Umfang der Berichterstattung über Frankfurt konnten wir uns nicht einigen, das hatte jeder etwas anders wahrgenommen. Bemerkenswert aber, dass Pegida-Demos als Beispiel für demokratisches Verhalten (Meinungsfreiheit, "nicht verboten") herangezogen werden. Formal ok, inhaltlich aber irgendwie schräg.

Oldenburg zeigt sich dann mit einem Gerichtsviertel, vielen idyllischen Villen aus der Zeit um 1900 und einer stark an die Neunziger erinnernden Fußgängerzone von einer sehr schönen Seite.

Das Gerichtsviertel hat Amtsgericht, Landgericht und Oberlandesgericht nebeneinander. Das schönste Gebäude hat eindeutig das Amtsgericht. Und wenn man Rechtsmittel gegen eine Entscheidung einlegt, werden die Gerichtsakten zu Fuß zum nächsthöheren Gericht getragen (eigene Wahrnehmung: ein Justizbeamter mit Prozessakten unter dem Arm auf der Mozartstraße).


Dann nähert sich das Schloss mit dem Landesmuseum (oder den Landesmuseen). Nach Schloss Gottorf erscheint mir aber eine Steigerung nicht möglich. So bewundere ich das Schloss nur von außen.


Die sich anschließende Fußgängerzone hat noch sehr viele alt eingesessene Inhabergeführte Geschäfte, unter anderem eine Buchhandlung mit Gründungsjahr 1871. Die hat nicht nur schön sortierte Buchregale (mehrere Regalmeter Science-Fiction), sondern auch noch die komplette klassische Karl-May-Ausgabe. Und laut Verkäuferin nicht nur zur Ansicht, sondern die Bände werden auch immer wieder mal gekauft.

Die St. Lamberti-Kirche macht erst um 11 Uhr auf, bietet aber eine Überraschung. Während sie von außen aussieht wie eine (neugotische?) dreischiffige Backsteinkirche, hat der Innenraum als eine Pantheon-artige Rundform.

Gegen Mittag geht es los Richtung Bad Zwischenahn. Schöne Radwege, ordentlich ausgeschildert, keine Wurzelaufbrüche, trockenes Wetter...


Bad Zwischenahn zeigt kurortspezifisch unfreundlich zu Fahrradfahrern, also viele Verbote, ehemalige Radwegmarkierungen parallel zum Bürgersteig sind ausgelöscht, der Radfahrer wird auf die (enge) Ortsstraße geschickt.

Als Mittagessen gibt es Aal, leider wieder einmal zu lange im Ofen, in der Pfanne, in … gewesen.

Auf geht es dann nach Papenbrück. Auch hier teilweise sehr schöne (sogar neu geteerte) Radwege, aber auch Strecken mit so viel Sand, dass ich das Rad rund 1.00 m schieben muss.

Später geht es dann kilometerlange an einem Kanal entlang, mit Klappbrücken.


Gegen acht Uhr bin ich im Hotel Aquamarin.

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Montag, 5. August 2019
Von Bremerhaven nach Oldenburg
Start bei 1099 km

Das einzig hervorstechende Merkmal des B&B Bremerhaven ist die Dusche: Warmes Wasser in Hülle und Fülle.

Und der Internetzugang war schnell, mochte aber das Hochladen von Bildern nicht.

Exkurs:
Mein Plan für die nächsten Tage sieht jetzt vor, dass ich den Weg nach Bonn (heimwärts) starte. Komoot macht gegen Bares eine halbwegs überzeugende Routenplanung. Ich vergleiche das unterwegs dann gern mal mit Google Maps. Eines ist beiden Anwendungen gemeinsam: wenn man keine Internetverbindung hat (und die Karten nicht vorher für offline herunergeladen hat), nutzt die beste Navigationssoftware nicht.

Das Zimmer ist ok, das Frühstück habe ich mir gespart und bin in eine Bäckerei in der Fußgängerzone eingekehrt. Danach geht es zur Weserfähre

Auf der Fähre gibt es folgende bemerkenswert eindeutige Bedienungsanleitung:

Viel klarer kann man es nicht sagen: Stecker rein und anschalten, oder umgekehrt: erst ausschalten und dann Stecker raus (bei 60 Ampere mit 400 Volt ist es sicher sinnvoll, erst auszuschalten, bevor ich den Stecker ziehe!).

Nach der Fähre geht es weiter Richtung Nordenham.

Bei wechselhaftem Wetter ist das Tagesziel heute Oldenburg. Der Weg dahin führt über viel Radweg entlang von Kreis-, Land- oder Bundesstraßen, aber es gibt auch viele schöne Feld- und Waldwege.

Nach einem letzten Blick auf die Nordsee am Jadebusen verabschiede ich mich von der See und es wird schlicht ländlich.



Zwischen zwei Gewitterzellen hindurch erwischt mich irgendwann eine dritte. Die warte ich dann in einer Gyrosbude ("Alexandergrill") unterwegs ab.

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Sonntag, 4. August 2019
Von Neuhaus (Oste) nach Bremerhaven
Start bei km 1010

Ein seit "Muttertag 2019" eröffnetes Bed and Breakfast Hotel mit einem Frühstück, das sich sehen lassen kann. Außerdem nette Gesellschaft beim Frühstück aus Wittenberge: 2 Paare sind die Elbe heruntergefahren. Ich lerne: es gibt da eine Steigerung elbeabwärts: Wittenberg -> Wittenberge -> Wittenbergen!

In Neuhaus habe ich den Gottesdienst mit der Denkmalorgel gerade verpasst, aber die Pastorin lässt mich noch einen Blick werden, bevor sie zuschließt.

Nach kurzer Fahrt auf dem Weg zurück an die Nordsee komme ich in Otterndorf, einem recht malerischen Ort vorbei. Wegen des Windes von vorn mache ich gern einen Abstecher in den windgeschützten Ortskern.

An der Nordsee selbst hält sich der Gegenwind etwas zurück, dafür geht der Weg über den Deich in den Außenbereich, sehr schön, weil man da viel Watt sieht, aber auch viele Hinterlassenschaften von Kuh und Schaf.

Vor Cuxhaven zeichnen sich große Fabrikhallen ab, so werden hier Windräder zusammengesetzt.

Exkurs: Growian
In den 80ern gab es ein mit bundesmiteln gefördertes Projekt zur Erforschung der Energieerzeugung durch Wind. Das hat mich seinerzeit sehr beeindruckt, schon allein weil es eben sehr groß war (GroWIAN = GroßWindAnlage). Irgendwie geriet das Projekt in Vergessenheit.
Growian war lange Zeit die größte Windkraftanlage der Welt. Vieles an der Anlage war neu und in dieser Größenordnung noch nicht erprobt. Da die Gehäuseauslegung fehlerhaft war, konnte die Anlage nicht bei voller Leistung betrieben werden. Die Probleme mit Werkstoffen und Konstruktion ermöglichten keinen kontinuierlichen Testbetrieb. Die meiste Zeit zwischen dem ersten Probelauf am 6. Juli 1983 bis zum Betriebsende im August 1987 stand die Anlage still.

...Die Teilhaber und zum Teil auch das BMFT betrieben das Projekt auch mit politischen Motiven. Günther Klätte, Vorstandsmitglied des RWE, äußerte auf einer Hauptversammlung des Unternehmens: „Wir brauchen Growian (große Windanlagen), um zu beweisen, daß es nicht geht“ und erklärte, „daß Growian so etwas wie ein pädagogisches Modell sei, um Kernkraftgegner zum wahren Glauben zu bekehren“.[5] Vom Finanzminister und ehemaligen Forschungsminister Hans Matthöfer wurde eine ähnliche Äußerung in Bezug auf die angenommenen finanziellen Schwierigkeiten überliefert: „Wir wissen, daß es uns nichts bringt. Aber wir machen es, um den Befürwortern der Windenergie zu beweisen, daß es nicht geht.“[6] Nachdem die Anlage zum Spatenstich im Mai 1981 durch Die Grünen als „Feigenblatt“ der Elektrizitätswirtschaft verspottet wurde, wurde im RWE intern dafür gesorgt, öffentlich die Linie der Aufgeschlossenheit gegenüber alternativen Energieformen zu betonen und das öffentliche Interesse an Windenergie zu bremsen.
(Quelle: Wikipedia)
Schon stark, ein Millionen-teures Projekt aufzusetzen mit dem Ziel, zu zeigen, dass es so nicht geht.

Cuxhaven selbst erweist sich dann als sehr geschäftige Stadt, in der überall an der Nordsee unendlich viele Fußgänger auf dem offiziellen Nordseeradweg unterwegs sind.

Sobald ich die Richtung Bremerhaven einschalge kommt … RÜCKENWIND! (Das hätte eigentlich mindestens drei Ausrufezeichen verdient). Die Durchschnittsgeschwindigkeit steigt auf über 20 km/h.

Allerdings ist wegen der Sonntagnachmittagsspaziergänger das Tempo anfangs sehr gebremst.
Später wird die Situation aber sehr entspannt:

Bremerhaven kündigt sich schon aus der Ferne durch die großen Kräne an.


Und seit dem letzten Besuch vor ca. 15 Jahren hat die Stadt nichts an Schönheit gewonnen.

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