Mittwoch, 23. September 2020
Von Rotenburg nach Eisenach
Start bei km 284 und 12°

Am Morgen ist es eher bedeckt, dafür aber auch nicht so kalt. In der "Radwelt Bebra" kümmert sich ein findiger Mann um meine Magura-Felgenbremse, justiert sie und schon kann ich wieder zuverlässig mit beiden Bremsen verzögern.

Zwischendurch kann ich hier einmal ein Loblied auf die Radweg-Beschilderung singen: Sie ist auf dieser Etappe vorbildlich.

Eine Kirche in Weiterode steht für viele alte kleine Dorfkirchen am Weg: Nicht immer sind sie geöffnet, aber immer einen Abstecher wert.
Bei Gerstungen komme ich an die Werra. Die fließt hier nach Osten! Das lässt mich stutzen und noch mal auf die analoge Karte blicken. Aber alles richtig.

Heute rollt es sich sehr mühsam, vielleicht war es gestern dann noch etwas viel. Oder auch das wellige Profil der Strecke schafft mich. Zudem wechsele ich immer wieder über die Landesgrenze von Hessen und Thüringen.

Als ich in Eisenach ankomme, reicht es mir. Ich suche ein Quartier, eine Pizzeria und dann das Bett.

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Dienstag, 22. September 2020
Von Kirchhain nach Rotenburg an der Fulda
Start bei 191 km und sonnigen 5°.

Eine einförmige Bebauung aus Eigenheimen, das ist Langenstein: keine Kneipe, kein Bäcker, nur einzeln stehende Eigenheime.

Amöneburg winkt aus der Ferne, liegt aber nicht am Weg, sondern etliche Höhenmeter zu hoch und ein paar Kilometer zurück.

So rolle ich nach Stadtallendorf

Da hole ich ein Frühstück bei einem REWE nach, in Gesellschaft von fünf Rentnern, die offenbar einen Einkauf vortäuschen, um gemeinsam vor dem Einkaufcenter in der Sonne sitzend über die Mitwelt lästern zu können. Waldorf und Statler sind Waisenknaben dagegen.

Leider werde ich nie hören, was sie über allein fahrende und frühstückende Radfahrer zu sagen haben.

Der Radweg begleitet eine viel befahrene Straße, bis Neustadt (Hessen) mich ablenkt. Eine Schrifttafel am Rathaus weist auf eine erste schriftliche Erwähnung im 12. Jahrhundert hin. Ziemlich alt für eine neue Stadt.

Auf dem weiteren Weg entfern sich der Radweg von der Bundesstraße, bleibt aber in ihrer Nähe. :
Wiera an der Wiera ist ein guter Hinweis darauf, dass ich nicht über die Knüllberge muss, sondern mir einige hundert Höhenmeter erspare, wenn ich dem Fluss folge.

In Treysa dann lockt mich der Hinweis auf die „Totenkirche“. Das ist eine gotische Kirchenruine, deren Gewölbe vor einigen hundert Jahren eingestürzt ist. Der Ort bietet dafür dann aber eine nahezu perfekte Ausstattung mit Fachwerkhäusern.



Das kommt mir hier noch bemerkenswert vor. Auf dem weiteren Weg sehe ich, dass das für die meisten Orte hier zutrifft.

Aus Treysa heraus geht es über eine ehemalige Bahntrasse, die passend zu meinem Hunger an einer Pizzeria in einem ehemaligen Bahnhof endet.


Und schon bald finde ich noch mehr ehemalige Bahnstrecken, die aber dummerweise noch nicht zu Radwegen umgebaut wurden.

Dann lerne ich endlich, dass das Autokennzeichen HR zu Homberg (Efze) gehört, und nicht etwa zu Höxter. Homberg bietet wieder Fachwerk, liegt dummerweise aber auf einer Anhöhe. Der Markt bietet Anlass zu einer Kaffepause vor dem Stanbild von „Philipp dem Großmütigen“.


Dann geht es etwas wellig nach Dagobertshausen -der Ort heißt wirklich so - und dann runter an die Fulda. Bei Morschen gibt es dann eine Überraschung für mich. ich habe schon eine Gierfähre und eine Solarfähre erlebt, auch eine Schwebefähre hatte ich schon. Aber das ich mich mit einer Seilfähre ans andere Ufer übersetzen muss, ist ein Novum.

Das macht nur anfangs Spaß, denn es ist eine elende Kurbelei, man kommt pro Umdrehung der Kurbel vielleicht 20 cm vorwärts. Das fordert die Schulter- und Armmuskeln, während die vom Radfahren müden Beinmuskeln entspannen können.

Es geht dann noch ein paar Mal hin und her über die Fulda. Das Kloster Haydau ist dann noch einmal eine schöne Pausenstation.



Bei untergehende Sonne zeigt sich dass Fuldaradweg von seiner schönsten Seite, auch wenn es manchmal nervt, wenn der Radweg immer wieder rechtwinklig um die Felder biegt, 20 Höhenmeter in den nächsten Ort klettert, um dann wieder dicht an die Fulda heranzurücken.

Rotenburg an der Fulda ist dann ein sehr schönes Ziel eines sehr schönen Fahrradtages. Das Quartier, diesmal im Kreis der Familie, ist zudem unbeschreiblich viel besser als alle kommerziellen Quartieranbieter.

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Montag, 21. September 2020
Von Bad Laasphe nach Kirchhain
Start bei km 127:

Nach einem vom Hotelinhaber servierten Frühstück - ich musste am Abend vorher ein Frühstück bestellen - geht es bei sonnigem und gerade mal 6 Grad „warmen“ Wetter los. (Und ganz wichtig: ich musste 1,70 € an Kurtaxe zahlen)

Komoot schickt mich erst einmal 50 Höhenmeter ins Tal


(Man kann hier wieder nur ahnen, wie steil das abwärts geht)

und dann auf der anderen Seite 60 Höhenmeter wieder hoch. So vermeide ich die vielbefahrene Ortsdurchfahrt, und kalt ist mir dann auch nicht mehr.

Und noch was: Der Lahnradweg ist einfach schön! Vor allem später in Hessen ist er auch gut beschildert und hat zumeist glatten Asphalt und keine Wurzelaufbrüche.

So sieht es bei Niederlaasphe aus:

Die meiste Zeit ist die Lahn von einem stehenden Gewässer kaum zu unterscheiden. Das gibt wunderschöne Momente:

Oder auch eher „klassische“ Ansichten:

Nebenbei stelle ich fest, dass ich nicht nur auf dem Lahnradweg unterwegs bin, sondern auch auf dem Fernradweg D4 von Aachen nach Dresden. Den Weg wollte ich immer schon mal fahren. Bemerkenswert auch, dass Hessen zwar schöne Radwege baut, dann aber den Wegen keine sprechenden Namen gibt. So heißt der Lahnradweg hier meist schlicht „R2“.

Sehr schön auch die vielen kleinen Dörfer, mit Fachwerkschmuckstücken wie hier in Bürgeln:

Auffallend auch, dass es hier im oberen Lahntal durchaus wohlhabend zugeht. Es gibt eine Menge von mittelgroßen Gewerbebetrieben, die Infrastruktur wirkt intakt, und dank EU-Fördermitteln gibt es auch beeindruckende Hochwasserschutzmaßnahmen: wenig Deiche, aber dafür viele Hochwasserausgleichsflächen. Das sind oft ehemalige Flussverläufe, sog. Furkationen, die einen schnelleren Abfluss des Hochwassers ermöglichen sollen.

Leider habe ich vergessen zu dokumentatieren, dass wiederholt der Radweg zur Baustraße erklärt und die Benutzung für Radfahrer und Fußgänger wegen „Lebensgefahr“ verboten wird. An Umleitungen hat allerdings niemand gedacht. So frage ich die Bauarbeiter, ob ich durch darf. So gehts auch.

Entschädigend für solche Phasen sind dann andere Anblicke wie hier ein Zaun aus alten Fahrrädern:


In Kirchhain dann feiert eine nahezu ausgestorbene Fußgängerzone ihr 40-jähriges Bestehen.

Und die Ferienwohnung in Langenstein ist zwar ok, aber im Umkreis von 3 km gibt es keine Gaststätte und keine Kneipe. So spendiert die Vermieterin mir eine Flasche Krombachr Pils...

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